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Gelingende (Selbst-)Führung – mit Sinn. Entscheiden, gestalten, inspirieren (Dr. Nina Bürklin I Januar 2025)

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie viel Einfluss Sie wirklich auf Ihr Leben und Ihre Umgebung haben? Wie Sie – trotz äußerer Zwänge oder Herausforderungen – selbstbestimmt handeln können? Viele von uns stellen sich solche Fragen. Aber wie können wir auch in Anbetracht von Herausforderungen und Krisen werteorientiert entscheiden? Welche Faktoren beeinflussen unser Handeln – wie können wir eine klare Haltung (dazu) entwickeln?

Ob im beruflichen Kontext oder im persönlichen Alltag – unser Handeln wird von unseren Werten und Überzeugungen bestimmt. Führung beginnt nicht erst im Chefsessel. Sie zeigt sich in jeder Interaktion, in jeder Entscheidung, die wir treffen – für uns selbst und für andere. Viktor Frankl, der Begründer der Logotherapie, bringt es auf den Punkt:

„Alles kann dem Menschen genommen werden, außer einer Sache: der letzten der menschlichen Freiheiten – seine Einstellung unter welchen Bedingungen auch immer zu wählen.“

Gerade in schwierigen Zeiten zeigt sich, wie sinnorientierte Führung uns hilft, nicht nur Entscheidungen zu treffen, sondern sie auch bewusst zu gestalten und andere zu inspirieren.

Dieser Artikel zeigt, wie Sie in drei Schritten – entscheiden, gestalten und inspirieren – zu einer Führung finden können, die nachhaltig wirkt. Diese Themen werden in dem kostenfreien Impulsvortrag am 06. Februar 2025 noch weiter vertieft. Im darauffolgenden Tagesseminar am 22. Februar 2025 werden die Inhalte erneut aufgegriffen, angereichert und in der persönlichen Auseinandersetzung sowie im Austausch mit der Gruppe konkret auf den Lebensalltag übertragen.

Entscheiden: Freiheit in Grenzen erkennen

Entscheidungen zu treffen ist eine tägliche Herausforderung. Gleichzeitig gibt uns das bewusste Treffen von Entscheidungen eine unglaubliche Freiheit, unsere Werte zu leben und unserem inneren Kompass zu folgen. Gerade in komplexen Situationen hilft uns das Wissen um die eigenen Pro-Motive – also die inneren Werte, die uns leiten – klare und sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Handlungsfreiheit – und der Mut, diese bewusst zu nutzen – eröffnet neue Perspektiven und Handlungsspielräume.

Wie kann sinnorientiertes Entscheiden gelingen?

Die Erkenntnis, dass wir oft mehr Spielraum haben, als wir denken, befähigt uns, unserer Verantwortung gerecht zu werden und selbstbestimmt zu handeln. Ein erster Schritt ist die Auseinandersetzung mit den eigenen Prioritäten:

  • Was ist mir wirklich wichtig?
  • Was gilt es jetzt, in dieser Situation zu tun?

Im zweiten Schritt geht es darum, Klarheit über den eigenen Handlungsspielraum zu gewinnen.

  • Was davon kann ich beeinflussen?
  • Und wo habe ich keinen Handlungsspielraum (mehr)?

Frankl spricht hier von einer Unterscheidung zwischen sogenannten „freien“ und „schicksalhaften“ Bereichen. In den freien Bereichen können (und sollen) wir aktiv handeln und unsere Möglichkeiten ausschöpfen. In den schicksalhaften, unveränderbaren Bereichen unseres Lebens können wir immer noch unsere Haltung verändern.

Durch die Konzentration auf den eigenen Handlungsspielraum und die Abgrenzung von dem, was wir nicht kontrollieren können, gelingt es uns, zu einer klareren Haltung zu finden.

Indem wir lernen, auch in schwierigen Situationen (selbst-)bewusst zu entscheiden, stärken wir unser Selbstvertrauen und können uns authentisch und selbstbestimmt einbringen.

Gestalten: Räume schaffen, in denen wir Menschen aufblühen

Auch wenn unsere Handlungsspielräume begrenzt erscheinen, können wir die Art und Weise, wie wir mit anderen interagieren und welche Dynamiken wir fördern, gestalten. Wie klein sie auch sein mögen, wir können Räume schaffen, in denen wir unser Potenzial entfalten und Sinn verwirklichen können. Aber warum sollten wir uns überhaupt mit diesem Thema beschäftigen?

Die kurze Antwort, in Anlehnung an Frankl: Weil Sinn die stärkste Grundmotivation des Menschen ist.

Die längere Antwort: Gestaltung ist der Schlüssel, um unsere Stärken und die Stärken anderer voll zur Entfaltung zu bringen und somit zu etwas größerem Ganzen beizutragen. Führung bedeutet nicht nur, sich selbst zu führen, sondern auch aktiv einen Raum zu schaffen, in dem andere wachsen können. Wenn wir als Führungskräfte – ob formal oder informell – die Stärken der Menschen um uns herum erkennen und fördern, schaffen wir ein Umfeld, das Kreativität, Freude und ein gutes Miteinander fördert.

Wie finden wir unsere Gestaltungsmöglichkeiten im Alltag?

Gestalten ist der Prozess, in dem wir der Verantwortung gerecht werden, unsere Umgebung werteorientiert zu beeinflussen – schließlich sind wir soziale Wesen und leben nicht im Vakuum. Ein wichtiger Aspekt ist deswegen die Form der Kommunikation. Wenn wir uns bewusst machen, wie wir mit anderen kommunizieren – etwa durch aktives Zuhören –, können wir Vertrauen aufbauen und die Grundlage für eine gute Zusammenarbeit legen. Zuhören ist eine oft unterschätzte, aber enorm wirkungsvolle Führungsfähigkeit. Die Bedeutung von Fragen gewinnt im Führungskontext nochmal eine andere Dimension, die auch von der Amerikanerin Nancy Kline hervorgehoben wird:

„Eine Frage funktioniert, weil eine Frage im Gegensatz zu einer Aussage, die Sie zum Gehorsam zwingt, zum Nachdenken anregt“ (Kline 1999, S. 55,[1] eigene Übersetzung).

Generell hält sie die folgenden drei Fragen für gute Fragen (Kline 1999, S. 107,[2] eigene Übersetzung), die selbstverständlich auf den jeweiligen Kontext angepasst werden können:

  1. Was läuft gut in Ihrer Arbeit oder in Ihrem Leben?
  2. Welche Erfolge haben Sie seit unserem letzten Treffen erzielt?
  3. Was glauben Sie, läuft gut in unserem Projekt?

Indem wir die Gestaltung von (zeitlichen wie auch örtlichen) Räumen für Wachstum und Kooperation in den Mittelpunkt stellen, können wir nicht nur die Zusammenarbeit fördern, sondern auch ein Umfeld schaffen, das jeden Einzelnen in seiner persönlichen und beruflichen Entwicklung unterstützt. Schon ein ungeplantes Gespräch im Team von 5 Minuten kann ein solcher Raum sein, ebenso wie die ehrliche Nachfrage, wie es dem Kollegen nach seiner langen Krankheit geht. Manchmal heißt das auch, den eigenen Impuls, noch einmal nachzufragen, zurückzustellen und dem anderen wirklich Raum zu geben, sich mitzuteilen. Es liegt also immer wieder an uns, Möglichkeiten zur Sinnverwirklichung zu bieten.

Inspirieren: Vom Ich zum Wir – Verbundenheit schaffen

Wenn wir inspiriert sind, scheint alles möglich. Wir werden mutig, wagen Neues und spüren neue Zuversicht. Inspiration hat die Kraft, den Alltag zu verändern – für uns selbst und für die Menschen um uns herum.

Wenn wir in der Lage sind, den Zusammenhang zwischen unserem Tun und einem größeren Ziel zu erkennen, finden nicht nur wir selbst mehr Erfüllung. Wir können dadurch auch andere motivieren, ebenfalls Sinn in ihrem Tun zu entdecken.

Die bewusste Verbindung des eigenen Tuns mit einem größeren Ganzen lässt uns über uns selbst hinauswachsen und steigert unsere Motivation und die unserer Mitmenschen.

Wie verbinden wir das tägliche Tun mit einem größeren Ganzen?

Um andere Menschen zu inspirieren, müssen wir ihnen Möglichkeiten für Sinn bieten, die über den aktuellen Augenblick hinausgeht. Es geht darum, konkrete Optionen zu schaffen, die man gemeinsam umsetzen kann – und die es wert sind, umgesetzt zu werden. Die Zukunftsforscherin und Militärexpertin Florence Gaub beschreibt diesen Ansatz folgendermaßen (2023, S. 39 [3]):

„So betrachtet besteht der eigentliche Zweck der Zukunft für den Menschen nicht nur darin, zu überleben und sich in der Ungewissheit sicherer zu fühlen, sondern auch darin, Optionen zu schaffen, aus denen man wählen kann. Und je mehr Optionen es gibt, desto größer ist die Freiheit zu wählen. Um den Gedanken noch weiter zu treiben: Je mehr Zukünfte man sich vorstellen kann, desto freier ist man.“

Das bedeutet, dass wir als Führungspersönlichkeiten – ob offiziell oder nicht – eine Vision mit konkreten Möglichkeiten entwickeln, die mit den Werten derjenigen, die uns umgeben, in Einklang steht. Was groß klingt, kann sich auch im scheinbar Kleinen zeigen.

Denn wir können diese Inspiration durch kleine, aber wirkungsvolle Handlungsimpulse verstärken. Eine Wanderung mit den Kindern wird anders, wenn es darum geht, schon auf dem Weg möglichst viele verschiedene Baumarten zu entdecken (und nicht erst die Pommes am Ziel). Die Zusammenarbeit mit den Kollegen wird auch die täglichen Schwierigkeiten überstehen, wenn das gemeinsame Ziel die internationale Produkteinführung am Ende des Jahres ist. Die Freundschaft über 600 km Distanz wird halten, wenn das tiefe Vertrauen, die gegenseitige Ermutigung und die Freude am gemeinsamen Miteinander im Vordergrund stehen.

Indem wir unsere Visionen teilen, konkrete Optionen für die Zukunft schaffen und andere ermutigen, sie mitzugestalten, wecken wir das Potenzial für echte Veränderung.

Ihr Weg zu einer sinnorientierten Führung

Gelingende (Selbst-)Führung ist kein Privileg weniger, sondern eine Verantwortung, die wir alle tragen – für uns selbst und für andere.

Indem wir lernen, klar zu entscheiden, aktiv zu gestalten und zu inspirieren, schaffen wir einen Unterschied, der weit über uns hinausgeht. Diese Themen sind nur der Anfang.

Im Impulsvortrag „Gelingende (Selbst-)Führung – mit Sinn. Entscheiden, gestalten, inspirieren“ am 06. Februar 2025 (18:30 – 19:30) steigen wir tiefer in die Materie ein und bieten Ihnen praxisorientierte Impulse, die Sie direkt in Ihrem Alltag anwenden können.

Und wenn Sie tiefer eintauchen möchten, bietet das eintägige Intensivseminar am 22. Februar 2025 die Möglichkeit, diese Erkenntnisse durch weitere Impulse, persönliche Reflexion und Austausch in der Gruppe zu vertiefen. Machen Sie den ersten Schritt in eine Führung, die nachhaltig Sinn bietet – für Sie selbst und die Menschen um Sie herum.


Quellen:
[1] Kline, N. (1999). Time to think. Cassell. Originaltext: „A question will get rid of the assumption and replace it with one that frees you to think about what to say to Neil and then to say it. A question works because, unlike a statement which requires you to obey, a question requires you to think.“
[2] Originaltext: „Three good questions are: ‚What is going well in your work or life?‘, ‚What successes have you had since we last met?‘ and ‚What do you think is going well in our project?“
[3] Gaub, F. (2023). Zukunft: Eine Bedienungsanleitung. dtv.


Zur Autorin

Dr. Nina Bürklin ist zertifizierte Logotherapeutin DGLE® und promovierte Betriebswirtin mit einer großen Leidenschaft dafür, Ungewöhnliches zu verbinden.

In ihrer Arbeit verknüpft sie Wirtschaft mit Kreativität und Sinnorientierung, um gesellschaftlichen Wandel voranzutreiben. Mehr lesen Sie unter https://meaningandmore.com/

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Erscheint in Kürze: Führung auf festem Grund – mit Sinn. 10 Impulse aus dem Lebenswerk von Viktor E. Frankl (Springer Gabler)

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