Rückblick Gedenken des 80. Jahrestags der Befreiung Viktor Frankls
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Interessierte,
wie viele von Ihnen bereits mitbekommen haben, mussten wir schweren Herzens die für den 9. und 10. Mai 2025 geplante Gedenkveranstaltung und Fachtagung unter dem Titel „Heute Verantwortung übernehmen – wofür?“ absagen. Wir haben viel Herzblut in die Konzeption und Organisation gesteckt und uns sehr auf inspirierende Begegnungen, spannende Impulse und lebendigen Austausch gefreut. Leider hatten sich nicht genug Teilnehmende angemeldet, um die Veranstaltung in der geplanten Form sinnvoll und verantwortungsvoll durchzuführen.
Dennoch war es uns ein großes Anliegen, am Freitagnachmittag, dem 9. Mai 2025, dem 80. Jahrestag der Befreiung Viktor Frankls aus dem KZ-Außenlager Türkheim, in angemessener Weise zu gedenken. Wir freuen uns sehr, dass einige Interessierte den Weg nach Türkheim gefunden haben.
Nach einer Begrüßung durch Nadja Palombo und Dr. János Vik bot Dr. Herbert Specht wertvolle Informationen zur historischen Bedeutung des Ortes. Besonders eindrücklich war seine Schilderung einer Begegnung zwischen Viktor E. Frankl und den Bürgerinnen und Bürgern Türkheims:
Der Markt Türkheim organisiert regelmäßig Gedenkveranstaltungen an der Gedenkstätte, u.a. mit dem Musikverein, mit Beteiligung der Schulen und vieler anderer. Als 1985 angekündigt worden war: Dieses Jahr wird ein jüdischer Überlebender des KZ-Außenlagers sprechen, erwarteten die Mitglieder des Musikvereins mit eingezogenen Köpfen die Rede. Sie rechneten mit Prügeln für sie als Nachfahren. Der jüdische Überlebende war Viktor Frankl. Er verschwieg nicht das Leid und die vielen Toten. Aber er dankte – Menschen aus Türkheim! Und betonte: Nur das Gute soll zählen. Mit dieser unerwarteten und sich überschreitenden Rede eröffnete Frankl neue Zukunft. Die Menschen konnten aufschauen, nach vorne, nach oben? Frankl zeigte exemplarisch, wie Gedenken in die Zukunft führen, wie Gedenken Versöhnung bringen und aufatmen lässt.
Die Anwesenden nahmen die besondere Atmosphäre des Ortes in sich auf, informierten sich an den Gedenktafeln und lauschten der anschließenden Festrede von Dr. János Vik. Eine Lesung aus Frankls Buch „… trotzdem Ja zum Leben sagen“ durch Nadja Palombo und die feierliche Niederlegung eines Kranzes rundeten die Zeremonie ab. Zum Abschluss sprach Dr. Specht das Kaddisch-Gebet.
Der Tag fand seinen stimmungsvollen Ausklang bei einem gemeinsamen Abendessen in Bad Wörishofen und einem bewegenden Konzert von Andi Weiss in der Evang.-Luth. Erlöserkirche.
So traurig es auch ist, dass die ursprünglich geplante Veranstaltung nicht stattfinden konnte, in die wir so viel Herzblut und Zeit investiert hatten, bleibt am Ende doch ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit. Dankbarkeit für das Verständnis und die Verbundenheit so vieler Menschen und für alle, die an diesem Tag da waren, ob physisch oder im Geiste.
Und was bleibt, ist die Gewissheit: Man kann immer etwas gestalten. Auch oder gerade dann, wenn nicht alles wie geplant verläuft.
Mit den besten Grüßen,
Nadja Palombo, Dr. János Vik, Dr. Herbert Specht
ANFAHRT & ÜBERNACHTUNG
Übernachtungsmöglichkeiten vor Ort finden Sie hier.