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Applaus – Beifall, aber für wen? (Januar 2022)

Am Ende eines Jahres gibt es einen besonderen humoristisch-satirischen Jahresrückblick im deutschen Fernsehen. Diesmal fand ich persönlich URBAN PRIOL mit seinem Beitrag herausragend und brillant (in 3 SAT, am 30. Dezember 2021). Während er einzelne Gestalten mit Schwerpunkt aus der (deutschen und österreichischen) Politik witzig, ironisch und zwischendurch auch sehr sarkastisch-wütend aufs Korn nahm, zeigte er eindeutig seine Gefühle, seine authentische Haltung und verbarg seine persönliche Stellungnahme nicht. Bei zwei Namen (bleiben wir bei Deutschland) – Jens Spahn, CDU (Ex-Gesundheitsminister), und Andreas Scheuer, CSU (Ex-Verkehrsminister) – konnte man Urban Priol ansehen: Er musste nach den Worten suchen, um die Genannten zu charakterisieren. Dabei zeigte er ein verzerrtes Gesicht, als würde er sozusagen durch die Mimik die inkompetenten, korrupten und sinnwidrigen Verhaltensweisen der Genannten ausdrücken wollen, weil die Worte dafür nicht ausreichen. Doch dann, nach einem langen Einatmen, fand er die Worte: „Jetzt“ [bei Spahn und Scheuer] „stößt Satire an eine Grenze.“ Ja, das ist wahr! Nach 90 Minuten belohnte das Publikum die hervorragende Darstellungskunst von Urban Priol mit einem sehr langen und lebhaften Applaus. – Dies sind die seltenen Momente, in denen auch ich gerne applaudiere und dadurch meine Anerkennung für eine künstlerische Leistung manifestiere. Die Leute lachten zwar als Spahn und Scheuer – in ihrer Inkompetenz – durchleuchtet wurden, doch die Sache an sich ist traurig und fast tragisch. Applaus verdienen solche Politiker (und andere, die URBAN PRIOL genannt hat) sicher nicht, und wenn manche Bundesbürger ihre hohlen Reden dennoch mit Beifall beantworten, muss man sie weiterschlafen lassen. Es gibt tatsächlich „Dinge“ in dieser Welt und „Mentalitäten“ bei uns Menschen, die definitiv nicht veränderbar sind.

Wo aber Beifall unbedingt am Platz und enorm wichtig ist, dort soll man ihn auch laut und mit Begeisterung manifestieren. Und dieses „dort“ ist überall, wo Künstlerinnen und Künstler ein Kunstwerk darstellen, zeigen und interpretieren. – Viele Male schon saß ich in der Bayerischen Staatsoper oder im Gasteig in München (oh glückliche Stunden!), und hörte mir Konzerte, Symphonien und Opern an. Jedes Mal spendete ich (und das ganze Publikum) aus dem ganzen Herzen Beifall, oft bis zu Tränen gerührt, und fühlte zutiefst: Ja, hier passt es, begeistert zu applaudieren und die Künstler (Dirigent, Orchester, Sängerinnen und Sänger) hochzujubeln, da es ihnen wieder gelungen ist, das einzigartig Schöne und Erhabene eines musikalischen Werkes so zu Gehör zu bringen, dass die Leute in der Seele bewegt waren. In diesem Kontext anerkennen wir mit dem Applaus den Komponisten, den Dirigenten, das Orchester und die ausführenden Künstler. Sie haben es realiter verdient, den begeisterten Beifall des Publikums zu genießen. Oh, es sind fast heilige Momente, in denen ich vollbewusst und aus dem Herzen applaudiere – und ich weiß, wem mein Applaus gilt. Ansonsten wüsste ich nicht, in welch einem anderen Kontext der ehrliche Applaus angebracht ist. Vielleicht nach einem guten Vortrag eines kompetenten Referenten oder einer kompetenten Referentin? Ja, möglicherweise. Aber, wem in der Politik kann man heute ehrlicherweise Applaus schenken? Einem Demagogen, wie Donald Trump? Einem Populisten, wie Viktor Orbán? Einem scheinbaren „Macher“, der Null Ahnung hat von dem, was er da sagt? … Die drei Punkte bedeuten: Mensch, achte darauf, wen du applaudierst!! Und lass dich von der Masse nicht mitreißen!!

In allen Ländern gibt es „Gruppen und Massen“, die allem und alle applaudieren, doch gerade sie sind nicht der Maßstab! Nur echte Werte und authentische, der Wahrheit sich verpflichtet fühlende Politiker (weibliche mitgemeint) verdienen Anerkennung und Applaus! (O. Zsok)

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