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Übergang (Dezember 2021)

Der erste Übergang im Leben des einzelnen Menschen ist die Geburt. Das Kind verlässt den sicheren Schutzraum des mütterlichen Leibes und tritt in der Außenwelt in Erscheinung. Später erlebt es den Übergang in die Teenagerzeit, dann die „SturmundDrangPhase und noch später, mit dem Eintritt ins Berufsleben, wird der junge Mensch, wiederum durch eine Zeit des Übergangs, ein Erwachsener. Den letzten Übergang erlebt der Mensch im Augenblick des Todes, der sich auch als ein Übergang aus dem Diesseits ins Jenseits ankündigt und des Menschen Wirkungsmöglichkeit in der physischsinnlichen Welt der Sichtbarkeit aufhebt.

In der aktuellen Weltlage befinden wir uns in Europa und außerhalb ebenfalls in einem Prozess des Übergangs, in einem Spannungsverhältnis des „Schon, aber Nochnicht“, ohne Gewissheit darüber zu haben, ob es mit uns nach dem Übergang aufwärts geht oder …? Schon sind Ansätze einer besseren (einer humanen, weniger korrupten, ökologisch adäquaten, spirituell erwachten) Welt da, aber die Konsolidierung des Friedens, des gewaltfreien Umgangs miteinander, der vorurteilslosen Begegnung mit dem Fremden, der Respekt vor der Würde jeder Person haben in breiten Kreisen noch nicht ausreichend stattgefunden. Eigentlich ist jeder Tag ein Übergang im Leben des Einzelnen und im Leben der Nationen in Europa. Und nach einer alten spirituellen Lehre ist das ganze irdische Leben ein enorm wichtiger Übergang, verbunden mit der Chance einer vielfach möglichen Veränderung zum Guten, zum Sinnvollen, zum Lichtvollen hin, oder zum Unguten, zum Sinnwidrigen, zur Finsternis hin. Dazwischen liegen freilich Grauzonen, Halbschatten, Dämmerungen und viel Somnambulität in den Köpfen und Herzen mancher Menschen, die sich einbilden, es müsse eine neue Gewaltaktion, eine Machtdemonstration gestartet werden, damit einer Nation besser gehe. Diese Leute, ob in Russland oder woanders, wähnen, dass die durch militärische Gewalt herbeigeführten Grenzverschiebungen die existenziellen Probleme lösen können. Was aber dabei herauskommt, ist lediglich ein neuer Abgrund, den Europa (und die Welt) nach zwei Weltkriegen bis zum Exzess erfahren hat. Brauchen wir das nochmal? Interessiert sich die geistige Hierarchie dafür [falls jemand daran glauben mag], was Völker und Nationen bzw. ihre „Führer“ in ihren Geistgetrennten und die Gewalt verherrlichenden Handlungen auf Erden tun? Sie interessiert sich, ja, für Einzelne, die mit vielen anderen Einzelnen eine Gruppe, ein Volk, eine Nation bilden. Auch in der Bergpredigt Jesu sind Einzelne angesprochen, die bereit sind, sich sanft, barmherzig und friedlich zu verhalten. Die Einzelnen aber sind heute, je nachdem, in hohen Ämtern in der Politik, in der Wirtschaft oder in der Kirche tätig, oder arbeiten „nur“ in einem scheinbar nicht so wichtigen Bereich und doch fällt es enorm ins Gewicht, wie sich die Einzelnen in ihrem jeweiligen Wirkungskreis verhalten; wie sie den Übergang gestalten; wie sie sich entscheiden, und ob sie dabei nach mehr Licht und Klarheit oder eher nach Chaos und Zerstörung streben. Der Übergang aus dem Jahr 2021 in das neue Jahr 2022 gefällt Vielen wegen der CoronaMaßnahmen nicht, weil sie das AlteGewohnte zurückhaben wollen. Das Leben aber
wird vorwärts gelebt, und alle schicksalhafte oder von uns selbst herbeigeführte hemmende Faktoren bilden mitten in der aktuellen weltweiten Krise auch die Chance, dem Übergang die richtige Richtung vorzugeben.

Wir befinden uns in einem gewaltigen Transformationsprozess, an dem Punkt einer epochalen Wende. Heute und jeden Tag wird getan oder vertan. Es kommt auf den Einzelnen an (V. Frankl) und darauf, dass er in seinem Ich im Licht in seinem ewigen Lebensgrund bewusst wird. Hoffen wir stark, dass dieses geistige Erwachen im Jahr 2022 in vielen Einzelnen Wirklichkeit wird. Dann erst wird sich der Übergang in die richtige Richtung entfalten. 

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