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Von Herzen schenken – eine Einladung, das Geben neu zu entdecken

Ein Gespräch der Logotherapeutinnen Rena C. Lange und Sonja Ruhdorfer über Geschenke, die mehr sind als Dinge.

„Beim Schenken zeigen wir etwas von uns und stiften zugleich eine Verbindung zum anderen. Im besten Sinne ist das Schenken also Ausdruck und Vertiefung von Verbundenheit. Es ist sichtbar gewordene Sympathie, Wertschätzung, Liebe.
(Rena Lange)


Es ist ein kühler Herbst-Nachmittag, als Rena und ich uns zu einem Telefonat über ihr Buch Von Herzen geben: Die Kunst, achtsam zu schenken“ und die anstehende Veranstaltung zu diesem Thema verabredet haben. Alleine das ist schon ein Geschenk: Zeit und Aufmerksamkeit zweier Menschen, die viel beschäftigt sind. Vielleicht ist das ohnehin das Schönste, das man schenken kann?

Wenn Schenken keine Pflicht, sondern Hinwendung ist

„Was passiert in uns und anderen“, frage ich Rena, „wenn wir das Schenken nicht als Pflicht betrachten, sondern als liebevolle Hinwendung?“

Renas Antwort klingt fast wie ein Gedicht:

„Dann geschieht in uns ein Perspektivwechsel. Wir beginnen zu erkennen, dass im Schenken die Chance liegt, Beziehungen zu vertiefen,
Verbundenheit auszudrücken, und zwar über ein sichtbares, greifbares Symbol. Sich in den anderen einfühlen und sich beim Vorbereiten des Geschenkes auszumalen, was es beim Beschenkten auslösen könnte und dann beim Schenken echte Freude beim anderen zu erleben, das füllt auch das eigene Herz; das ist ein Stückchen Magie.“

Sie erzählt auch von einem Zitat von Margarete Seemann, das sie besonders liebt: „Nehmen füllt die Hände, Geben füllt das Herz.“

Und sie fügt hinzu: „Studien besagen, dass die ausgeschütteten Glückshormone bei den Schenkern sogar stärker sind als bei den Nehmenden.

Es ist tatsächlich eine Form von Selbsttranszendenz im Sinne der Logotherapie, antworte ich. Wir wenden uns beim Schenken ganz dem „Du“ zu.

Das Geschenk mit der Kerze und die letzte Rose

Ich bitte Rena um ein Beispiel für ein Geschenk, das nicht viel kostet, aber viel verändert.

„Ein Geschenk kann auch etwas Ideelles sein: eine liebevolle Nachricht, ein handgeschriebener Brief, eine selbst zusammengestellte Musik, ein Kompott, ein Kuchen“ antwortet sie.

„Da war diese Verkäuferin in einem kleinen Teeladen in unserer Stadt“, erzählt sie weiter.
„Eine Kundin brachte ihr ein selbst gebackenes Etagenkeks – drei Plätzchen, mit Zuckerguss zusammengeklebt, oben eine kleine Kerze. Nichts Großes, aber es war ein Zeichen: Ich sehe dich. Die Frau war davon tief gerührt, denn sie verbringt ihre Tage damit, andere zu bedienen, macht kaum Urlaub, und selten nimmt sich jemand Zeit, ihr etwas zurückzugeben.“

Noch eine Geschichte teilt sie mit mir: „Ich bekam von einer guten Freundin nachträglich zum Geburtstag eine tiefrote Rose, die schon kurz vor dem Verblühen war. Es war die letzte Rose aus ihrem Garten und die habe ich bekommen.“

Ich merke, wie diese Geschichten ein warmes Gefühl in mir auslösen. Vielleicht, denke ich, ist das das eigentliche Wunder des Schenkens: Es bewirkt, dass wir uns gesehen fühlen.

Das Puppenhaus für das innere Kind

Dann erzählt Rena mir von einem Geschenk, das ihr eigenes Leben sehr bereichert hat.

„Mit über fünfzig habe ich mir von meinem Mann ein Puppenhaus schenken lassen“, sagt sie. „Als Kind durfte ich mit dem Puppenhaus meiner Schwester nicht spielen. Dieses neue Haus lässt mein inneres Kind Luftsprünge machen. Ich schaue es an und das tut mir gut.“

Das Puppenhaus steht heute in Renas Praxis für Kunst- und Logotherapie. Manchmal bleibt der Blick einer Klientin daran hängen.
„Es ist ein Impuls an sie: Was willst Du Dir Gutes tun?“

Schenken als Sprache der Liebe und Selbstfürsorge

„Das größte Geschenk ist eines, dass ich mir in den letzten Jahren selbst gemacht habe, nämlich mir mehr Zeit für Kreatives und für mich selbst zu nehmen. Das ist sonst neben all den Pflichten immer hinten runter gefallen. Ich merke jedoch, dass ich – wenn ich gegenüber meinen Klientinnen von Selbstfürsorge spreche –  auch selbst mit „gutem Beispiel“ voran gehen darf. In der Zeit für mich kann ich Kraft tanken, um dann wieder ganz beim anderen zu sein, der mit einem Anliegen, einem Problem, einer Herausforderung in meine Praxis kommt.“

Wie wahr! Gerade Menschen in helfenden Berufen dürfen auch für sich selbst sorgen und vermutlich ist das sogar die Voraussetzung dafür, dass wir unseren Job auf Dauer gut ausüben können.

Abschließend frage ich Rena, was sie sich wünscht, dass Menschen nach der Lektüre ihres Buches oder dem Besuch ihres Vortrags mitnehmen?

„Ich wünsche mir, dass sie wieder Lust am Schenken entdecken. Dass sie spüren, Schenken ist keine Pflicht, sondern wie Gary Chapman sagt, immer auch eine Sprache der Liebe. Eine Einladung, Beziehungen zu nähren und Nähe auszudrücken.“

Und manchmal, füge ich hinzu, ist das schönste Geschenk einfach ein herzliches: „Ich habe an dich gedacht.

Nachklang

Als wir unser Telefonat beendet hatten, denke ich an das Puppenhaus, an die Plätzchen mit der Kerze, an die letzte Rose aus dem Garten. Und ich fühle mich reich beschenkt durch dieses Gespräch. Schenken ist eine Einladung, das Herz zu öffnen und die Welt ein kleines Stück wärmer zu machen.


Herzliche Einladung zum Vortrag am 27. November 2025 | 19:00 – 20:30

Wollen Sie tiefer in das Thema eintauchen und Rena Lange persönlich erleben? Dann wollen wir vom Süddeutschen Institut für Logotherapie Ihnen ein Geschenk machen. Besuchen Sie die Veranstaltung kostenfrei in unseren Räumen in Fürstenfeldbruck oder per Zoom.

Um schriftliche Anmeldung an si@logotherapie.de wird gebeten.

Hier finden Sie weitere Infos: Von Herzen geben -> Infos & Anmeldung


Über die Autorin und Referentin

Rena Cornelia Lange ist Künstlerin, Kunst- und Logotherapeutin und Heilpraktikerin (beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie). In ihrer Praxis in Schwäbisch Gmünd bietet sie u.a. sinnzentrierte Kunsttherapie für Erwachsene und Entwicklungsförderung mit Arbeit am Tonfeld ® für Kinder an.

Im Institut bereichert sie die berufliche Weiterbildung in Logotherapie & Existenzanalyse durch kunsttherapeutische Selbsterfahrung und Supervision.

Mehr Informationen unter https://www.farbe-und-fantasie.de/


Interview und Gestaltung von Sonja Ruhdorfer. Sie wollen mehr von mir lesen? https://www.sinnflug.de/impulse/

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