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Biographie von Viktor Emil Frankl (1905 – 1997)

März 2021:

Kurzfassung

Viktor E. Frankl, Dr. med. Dr. phil., Wiener Psychiater, Neurologe und Arztphilosoph, hat nach Freud und Adler die sog. „Dritte Wiener Richtung“ der Psychotherapie begründet: Die Logotherapie und Existenzanalyse.
Frankl, Überlebender von vier Konzentrationslagern, war Humanist, der, in der jüdischen Weisheitstradition wurzelnd, im Menschen das sinnsuchende Wesen erkannte. Für ihn ist der Wille zum Sinn der ursprüngliche Beweggrund und Motivation des Menschen. Die Ebene der Sinnfindung sei höher anzusiedeln als die Befriedigung von Lust- und Machtbedürfnissen, lehrte Frankl schon vor dem Zweiten Weltkrieg.

Nach 1945 war er Vorstand der Wiener Neurologischen Poliklinik sowie Professor an der Universität Wien und später an der Universität von San Diego in Kalifornien. Die amerikanische Psychiatriegesellschaft verlieh Frankl als erstem nichtamerikanischen Psychiater den Oskar-Pfister-Preis. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften wählte ihn zu ihrem Ehrenmitglied.

Seine 32 Bücher sind in 30 Sprachen erschienen, einschließlich der japanischen, chinesischen, koreanischen und russischen. Sein bekanntestes Werk: „…trotzdem ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“ wurde mehrmals zum besten Buch des Jahres gewählt und allein in den USA in über neun Millionen Exemplaren verkauft. Frankl beschreibt darin seine persönlichen Erfahrungen in den verschiedenen Konzentrationslagern: in Theresienstadt, Auschwitz, Dachau und Türkheim.

Schon dem Medizinstudenten Frankl fiel immer wieder auf, zunächst bei Freud, dann bei Adler, und auch bei sich selbst: Professoren und Buchautoren beschäftigen sich derart intensiv mit nur einem bestimmten Aspekt des Menschen, dass sie ihn gar nicht mehr als ganzheitliches Wesen – nicht mehr als Subjekt und Person – sahen.

Sie reduzierten ihn auf Körpergewebe, das nur durch Triebe gesteuert ist (Biologismus), auf ein psychisches, nur von seinen Bedürfnissen beherrschtes Wesen (Psychologismus) oder auf ein soziales, nur durch Konkurrenzstreben gesteuertes Wesen (Soziologismus).

Der alte 90-jährige Frankl äußerte: Er habe seine primäre Berufung darin erkannt, reduktionistische Psychotherapien und Psychologien zu überwinden, und vor allem die Versuchung des Psychologismus zurückzuweisen. Darum habe er die Logotherapie und Existenzanalyse kreiert, ohne dass er gesicherte Ergebnisse anderer Schulen leugnete.

Wörtlich schrieb Frankl:

„DerWille zum Sinn ist ein ausgesprochenes Therapeutikum. Seine Erweckung ist das Einzige, das dem Menschen von heute über das existentielle Vakuum hinwegzuhelfen vermöchte. Der Logotherapie als einer Therapie vom Logos, und das heißt: vom Sinn her, geht es um den personalen und konkreten Lebenssinn, dessen Erfüllung jedem einzelnen abverlangt und aufgetragen ist.“

(Viktor Frankl, Der leidende Mensch, Bern: Hans Huber Verlag 1996, S. 25.)

Viktor Frankl starb am 2. September 1997 in Wien. Als ein „psychotherapeutischer Prophet“ bleibt er als leuchtende Gestalt des Humanismus und ist für viele ein Mann, der für bleibende Werte eingetreten und insofern ein großes Vorbild ist.

Über die von ihm begründete Logotherapie und Existenzanalyse sind in rund 20 Sprachen mehrere hundert Bücher verschiedener Autoren sowie zahlreiche Dissertationen erschienen.

Viktor Frankls namhafte Schülerin, Dr. habil. Elisabeth Lukas allein hat mehr als 170 logotherapeutische Bücher geschrieben (viele davon wurden in 17 Sprachen übersetzt). Ihre Bücher haben wesentlich zur Ausbreitung der Logotherapie in der ganzen Welt beigetragen.

Siehe noch:

www.viktorfrankl.org
www.elisabeth-lukas-archiv.de

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